Die Fischerstelle mit ihrer Räucherei am Hafen von Katthammersvik gehört zu den Fiskeläge auf Gotland und schmückt in seiner rustikalen und puren Erscheinung den kleinen Ort an seiner Wasserseite.

Etwa auf halber Höhe der Ostküste liegt ein weiteres, fast verstecktes Juwel, welches nicht unbedingt auf einer direkten Reiseroute über die Insel liegt. Und doch, wer einmal hier war, würde es vermissen, wäre er nicht hier gewesen.

Wir fahren die schmale Straße am Berg hinauf, nur wenig deutet darauf hin, dass auf der anderen Seite dieser Erhebung das Leben weiter geht. Aber uns wurde der Tipp gegeben, auf dem Weg an die Küste genau hier vorbei zu schauen. Karger Baumbewuchs und steinig sandiger Boden prägt das Naturschutzgebiet, welches wir durchfahren, eh es den Berg wieder hinunter geht. Weit ist von hier oben die Sicht über die Ostsee und wir sind fast versucht, unseren Bulli hier stehen zu lassen und an diesem Ort zu übernachten.

Die Neugierde aber führt uns ans Wasser und vor uns breitet sich so etwas wie eine fast vergessene kleine Fischersiedlung aus. Wir sind nicht die Einzigen, die sich hierher verirren, etliche Wohnmobile haben hier ihr Zelt aufgeschlagen. Ein kleines und anspruchvolles Fischlokal könnte einer der Gründe sein, dass man sich hier her verirrt. Der Fisch ist frisch, denn gleich gegenüber warten die kleinen Fischerboote vor den Hütten. Das Fanggerät trocknet in der Abendsonne und fast fühlt man sich in eine Zeit zurückversetzt, in der man noch gar nicht lebte. Aber doch, es ist heute. Es gibt sie noch, die welt ohne Getriebene, ohne Zwang nach Konsum und eine Welt des Glücks als bescheidenes und zufriedenes Leben. Es gibt diese Welt genau hier.

Dunkelbraun gestrichen sind die Ruderboote, die Paddel liegen längs über den Sitzbänken. Rot gestrichene Fischerhütten säumen die Ufer mit ihren Stegen. Ein lauer Abendwind weht über die Küste mit ihrem steinigen Ufer.  Ruhig geht es hier zu und beschaulich. Alles hat seinen Platz, als hätte man ein Museum perfekt dekoriert. Man spürt, hier ist etwas lebendiges, etwas heimeliges und doch unfassbares.

Ein Glas roten Wein, einen Fisch dazu und einen Platz auf dem würdig ergrauten Holz der Bohlen. Wir fühlen uns gefangen und wollen gar nicht frei sein.

Dieses kleine Paradies nennt sich Borgvik und gehört zum alten Ferienort Katthammarsvik. Gerade einmal 170 Einwohner sind hier zuhause. Der kleine Ort ragt wie eine kleine Halbinsel in die Ostsee hinein und gehört zu Östergarnland. Die Küste ist in dieser Gegend sehr felsig und steinig, die Landschaft von kargen Weideflächen und Landwirtschaft geprägt.

Wie an vielen Orten der Insel begann man auch hier, Mitte des 17. Jahrhunderts Kalkstein abzubauen. Es entstanden Kalköfen und Kalkschuppen und natürlich ein Hafen, um das Material von hier aus abzutransportieren. Denn Straßen und Transportmittel in heutigen Stil waren noch nicht mal Fiktion.

Etwa um 1850 war der Abbau in diesem Gebiet in vollem Gange, eine schlichte Drahtseilbahn brachte den Abbau zum Hafen. Noch bis 1921 wurde hier abgebaut, dann gab man den Steinbruch auf. Noch heute zeugen die beeindruckenden Kalkpatronhöfe aus jener Zeit.

Ab etwa 1900 entwickelte sich Katthammarsvik zu einem sehr beliebten Ferienort für gutbetuchte Reisende. Einige Villen entstanden hier nach Schweizer Vorbild. Heute laden eine familiäre Pension, ein Kunsthandwerkerladen und das wunderschone Café und Lokal in diese bezaubernde Gegend ein. Spuren von früher entdeckt man in Form eines alten Gefängnisses und eines zerfallenden Kalkofens.

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