Hoch im Norden Gotlands, auf der Insel Fårö, verläuft die Rauka-Route als sicherlich aufregendste Straße entlang der zahlreichen Rauken und damit entlang der steinigen und felsigen Ostseeküste. Wer auf dieser Verbindung unterwegs ist, wird berührt sein von dieser einzigartigen und atemberaubenden Landschaft Gotlands.

Fårö, das war für den weltberühmten Filmemacher Ingmar Bergmann das Paradies auf Erden. Er hat Fårö gesehen und war von jetzt auf gleich tief ergriffen in diese Landschaft. So karg und rauh sie ist, so berührt sie auf weiche und unaufdringliche Art die Seele, wenn man sie dafür nur aufmacht.

So war es auch für Bergmann selbstverständlich, entlang der Rauka-Route manchen Drehort zu finden und zu nutzen. So ruhig und spiegelglatt das Meer sein kann, so rauh und herausfordernd können hier auch die Stürme das Wasser aufpeitschen und diese bizarren Gebilde aus Kalkgestein bilden und formen.

Gamla Hamn

Südlich der Kirche von Fårö beginnt die Etappe und führt zunächst zum Gamla Hamn, einem mittelalterlichen Hafen, der heute lediglich ein rechteckiger Teich ohne Meerzugang ist. Der Sturm und die Strömungen haben die steinige Küste so verändert, dass der Hafen schon lange nicht mehr nutzbar ist. Und genau dieser Küstenabschnitt fasziniert Menschen immer wieder aufs Neue und bringt selbst lauffaule Frauen und Männer dazu, die letzten 200 Meter an diese Felsgebilde heran zu kommen, von denen sich manche streiten, ob es ein in Stein gemeisselter Hund, eine Kaffeetasse oder Teekanne darstellen könnte. Wir persönlich erkennen eher den Hund in diesem Rauka, umrahmt von weiteren rauhen, mal flachen, mal hohen Gesteinen am Fuße des ewig breiten und recht steilen Kiesstrandes.

Wenn man schon einmal hier ist und einen guten Blick für Spuren der Vergangenheit hat, den bietet sich ein kurzer Trip zum Ort der einstigen St. Olofs Kirche an, die einst etwa 100 Meter von hier gestanden hat. Wir haben übrigens eine rekonstruierte St.Olofs-Kapelle auf der Insel Åland entdeckt, welche dem grundriss dieser einstigen Kirche sehr nahe kommt und auf den gleichen Gründer zurück geht.

Lauters / Lautershamn

Vom Gamla Hamn geht es wieder zurück auf die schmale Hauptstraße, vorbei am großen und teils flachen Binnensee Farnavik. der Weg führt durch die Wälder Fårös mit ihrem sandigen Boden, durch die kleinen Hausansammlungen von Lauters und dem bekannten und beliebten Lauters Café. Hier lohnt sich der nächste Halt, denn wer hat schon mal den traditionellen Safran Pankåka mit leckerem Cappucino in einer Ruine zu sich genommen? Das Café ist eigentlich ein alt eingesessener Hof, doch müssen die Menschen in dieser Region zusehen, dass sie auf vielfältige Art ihren teils mageren Lebensunterhalt verdienen.  Und so wird eben die kurze Saison genutzt, um den Urlaubern und Gästen in einem unvergesslichen Ambiente ganz bodenständig ein ganz besonderes Erlebnis zu bieten. 

Hat man sich von Lauters Café losgesagt, führt der Weg weiter auf die kleine Landzunge von Lauters Hamn. Ein großer Parkplatz wartet auf die zahlreichen Wohnmobile, Radwanderer und Bullifahrer, die hier aussteigen wollen, um den kleinen Fischerhafen in dieser unwirklich Mondlandschaft zu entdecken. Kiesstrände, soweit das Auge reicht, ein paar Betonbrocken einer aufgegebenen Schiffsbrücke, die berühmten Fischerhütten und der ein oder andere Kutter bilden die Kulisse zum Staunen. Und wieder kommen einzelne Rauken, diese Felsgebilde, zum Vorschein.

Die Landzunge bildet hier eine Art Sackgasse, ein Stück zurück geht es wieder auf die Hauptroute. doch sollte man den kurzen Abstecher hier hin nicht verpassen.

Raukagebiet Digerhuvud

Nun schlängelt sich die schmale asphaltierte Straße auf einer Anhöhe direkt der Küste entlang. Auf der rechten Seite säumt mit Abstand ein Kiefernwald den Weg, ihn trennt ein breiter Kieselstreifen von der Straße. Links fällt die Küste schräg ab bis zum Wasser, immer wieder unterbrochen durch die mineralischen Fantasiegebilde der letzten Eiszeit. Regelmäßig laden Parkplätze ein, Rast zu machen und diese Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Vorsicht ist dabei allemal geboten, denn mancher Pfad zwischen den teils scharfkantigen Felsen endet aprupt vor einem kleinen Abgrund.

Es ist immer wieder ein kleines Labyrinth, bis man seinem Weg zum Meer gefunden hat, verstecken spielen bekommt hier eine ganz neue Dimension.

Helgumannen

So karg die Landschaft hier auch ist, so vielfältig ist diese Region aber auch. Ingmar Bergmann fand hier auf Fårö beinahe alles, was er an Drehorten suchte. Und so findet sich auch eine der schönsten Fischerstellen in erreichbarer Nähe, die Fischerstelle (Fiskeläge) Helgumannen. Sie wirkt unberührt und ist doch in Betrieb, sogar im Auftrag der Fischereiwissenschaft. Von hier aus werden Bewegungen und Laute von Fischschwärmen erforscht, für die Besucher ist die Fischerstelle Helgumannen zumindest ein schönes Fotomotiv, welches auf einer Fårö-Tour genauso wenig fehlen darf wie die ebenso berühmten Rauken.

Raukagebiet Langhammars

Bald sind wir im nördlichsten Teil der Rauka-Route angelangt und befinden uns in Langhammars. Zuvor führt der Weg an einem alten Gehöft vorbei, an dem sich jedem Anhalter die Frage stellt, ob es sich um einen aktiven oder musealen Bauernhof handelt. Sehenswert von der Straße aus ist er allemal. Der berühmteste Rauk ist wohl der Langhammarsgubben, ein etwa acht Meter hohes felsiges Monument, in dem der ein oder andere eine Pfeife sieht. Das Gebiet ist wie eine langgezogene Schlucht und könnte auch der ideale Standort für eine Mondaufnahme sein für alle, die behaupten, jemals auf diesem magischen Planeten gewesen zu sein. Aber dieser Ort ist nicht weniger magisch, in der Sommersaison natürlich ungleich komfortabler zu erreichen und zu genießen.

Irgendwann hat man aber denn doch genug an diesem Tag von den Relikten der Eiszeit, doch folgt der Route ein nicht minder berührender, inländischer Abschnitt, vorbei am Bondans mittelalterlichen Hof. Er wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgegeben, doch in den letzten Jahren liebevoll restauriert und in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Heute dient er als einzigartige Ferienunterkunft. Umgeben ist diese Hofanlage von weitläufigem und kargen Weideland, immer wieder unterbrochen von den geschichteten Steinmauern als Einfriedung der Koppeln. Vorwiegend Schafe weiden hier und genießen ihr Leben frei von Hetze und Streß.

So nähern wir uns wieder der Nord-Süd-Verbindung von Fårö und wissen, dass wir genau diese Route auch beim nächsten Besuch wieder wählen werden, als Ausflug und kleine Flucht unserer Seele.

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