Der Fördewanderweg Kiel – Schönberger Strand

Die Kieler Förde mit dem Rad oder zu Fuß entdecken, intensiver kann man kaum in die Vielfalt der Region rund um den Ostseearm eintauchen. Für die Vorbereitung wollten wir uns im Internet informieren, doch dort ist der wirklich schöne Weg einfach schlecht präsentiert. Grund genug, dieses zu ändern.

Kiel – Westufer

Leuchtturm Holtenau | © weites.land

Leuchtturm Holtenau | © weites.land

Wir begeben uns an den Punkt, der der Förde ihren Namen gab und starten in Kiel. Genau genommen am Nord-Ostsee-Kanal in Kiel Holtenau. Denn hier lässt sich gut das Auto abstellen oder mit dem Bus abfahren und ankommen. Ein schöner Ausgangspunkt ist der Holtenauer Leuchtturm, der seit Entstehung des Nord-Ostsee-Kanals den einfahrenden Schiffen den Weg weist. Entlang geht es am Thiessenkai mit seinen hier oft liegenden Traditionsseglern. Die kleine Fähre Adler 1 bringt uns kostenlos über den Kanal, nicht ohne uns einen grandiosen Blick auf die weltgrößten Schleusen zu bieten.

Auf der Südseite des Nord-Ostsee-Kanals geht es durch den alten Stadtteil Wik die Schleusenstraße hinauf, direkt an der Förde liegt die Marine. Haben wir Famila erreicht, geht es links  die Prinz-Heinrich-Straße hinunter, ein kleines Stück die Feldstraße, dann links in die Kielline entlang der Marine auf der einen und einem alten, als Computermuseum umfunktionierten Bunker auf der anderen Seite. Schon ist die Förde in Sicht. Oft liegt hier die berühmte Gorch Fock. Denn hier ist der Hafen der Marine, der oft auch von internationalen Kriegsschiffen besucht wird. Eine kleine Rast bietet sich in der Seebar an, der Kieler Seebadeanstalt mit Gastronomie und einem traumhaften Blick auf das Wasser.

Schräg gegenüber hat das Weltwirtschaftsinstitut seinen Sitz, gleich neben dem berühmten Kieler Yachtclub, einem alt eingesessenen Kieler Hotel und Restaurant mit maritimen Flair. Nun wendet sich für kurze Zeit die Straße von uns ab, wir bleiben direkt am Wasser. Überall gibt es Sitzmöglichkeiten und gastronomische Angebote, mittlerweile hat man sich auch hier auf das klassische Fischbrötchen besonnen.

Von hier wird Schleswig-Holstein regiert, in bester Lage haben die Abgeordneten im Gläsernen Plenarsaal einen direkten Blick auf das Wasser. Die Polizei hat hier ihr Revier für die Fördeeinsätze, die neue Reventlou-Brücke bietet einen Gasthafen für Segler und den Schiffsanleger für die Förde-Dampfer. Von hier aus kann man bis in die Innenstadt oder gar bis Laboe fahren.

Kurz darauf folgt das Seehundebecken und das Kieler Aquarium, auf der Wasserseite liegen die Forschungsschiffe der GEOMAR, sofern sie nicht auf Reisen bis in den Nordatlantik sind.

Kieler Schloss | © weites.land

Kieler Schloss | © weites.land

Kurz vor dem Skandinavienkai, der Abfertigung der Kreuzfahrtschiffe, führt uns eine schmale Brücke über die Straße direkt in den kleinen Kieler Schloss-Garten. Ursprünglich wurde dieser im Renaissance-Stil angelegt, Nach einer sehr wechselvollen Geschichte blüht er heute wieder wie in alten Zeiten und lädt unbedingt ein, einen Moment zu verweilen. Im Schatten des Kieler Schloss-Gartens liegt eines der ältesten Naturkundemuseen Deutschlands, das Zoologische Museum Kiel. Präparate längst ausgestorbener Tiere und 12 Walskelette sind nur zwei Beispiele der vielen Besonderheiten dieser Ausstellung.

Tonnenleger Bussard | © weites.land

Tonnenleger Bussard | © weites.land

Nun geht es über die Straße, zurück an die Förde. Ein weiterer Schiffsanleger der Fördedampfer wartet gleich neben dem Schifffahrtsmuseum mit Feuerlöschboot, dem dampfenden Tonnenleger Bussard und dem ehemaligen Seenotrettungskreuzer aus Zeiten des Zweiten Weltkrieges. In der Fischhalle wird die Entwicklung Kiels im Schatten der Marine und des Maritimen Lebens erzählt, der Alte Mann, eine kleine Restauration lässt uns nur langsam vorwärts kommen.

Oft stehen die Angler am Kai, mitunter liegt die alte Hansekooge hier -ein Nachbau aus der Zeit, als Kiel Hansestadt war- die alten Satori & Berger- Speicher sind heute zu modernen Bürogebäuden mit dem Charme des historsichen Hafens umgebaut.

Nun führt ein schmaler Fußweg entlang der Straße auf der einen und dem Stena-Terminal auf der anderen Seite bis zum Hauptgebäude der schwedischen Fährlinie. So oft wie möglich besuchen wir das Terminal und träumen vom nächsten Urlaub in Skandinavien. Eine Etage höher wartet das Längengrad, eine gemütliche Bar mit Restaurant und Außenterrasse. Der Burger ist ganz gut zu empfehlen.  Von der Terrasse aus bietet sich ein weiter Blick über die Förde mit ihren ankommenden oder abgehenden Fährschiffen oder Kreuzfahrern.

Kiel Atlantic-Hotel | © weites.land

Kiel Atlantic-Hotel | © weites.land

Über das Gelände der Fahrzeugabfertigung geht es weiter, dann folgt noch einmal ein schmaler Gehweg der vielbefahrenen Straße entlang bis auf Höhe des Kieler Hauptbahnhofes. Nach einer Komplettrestaurierung gehört der Kopfbahnhof zu den schönsten Gebäuden der Stadt. Gegenüber wartet das Atlantic-Hotel mit seiner Dachterrasse und einer originellen Bar, bekannt als Deck 7. Gespannt hört man hier den Geschichten des weitgereisten Barkeepers zu.

Kiel Hörnbrücke | © weites.land

Kiel Hörnbrücke | © weites.land

Nun müssen wir uns entscheiden, wollen wir über die Hörnbrücke oder komplett um die Förde laufen. Beides hat seinen Reiz, der Umweg bis ans Ende der Förde wird aber dem Anspruch des Fördewanderweges gerechter. Auf jeden Fall ist die Hörnbrücke, die sich bei Bedarf zusammenfaltet, der Start- bzw. Zielpunkt der Deutschen Fährstraße, die zu den fünf schönsten Ferienstraßen Deutschlands zählt. Welchen Weg man auch immer nimmt, man kommt zu den in Kiel liegenden Traditionsschiffen. An der Hörnbrücke ist auch der offizielle Start des Fördewanderweges. Zugleich liegt dort der Bahnhofsanleger der Förde-Dampfer.

Kieler Hörn | © weites.land

Kieler Hörn | © weites.land

Wir nehmen gerne den kleinen Umweg bis an das Ende der Hörn in Kauf, vor dem Hörn-Campus, einem modernen Bürogebäude, reichen treppenförmige Sitzgelegenheiten bis an das Wasser heran und bieten eine traumhafte Silhouette auf die Stadt mit Hörnbrücke, dem CAP und tagsüber den beiden Fähren der Color Line und Stena Line. Übrigens gehören die beiden Fähren der Color Line zu den größten Fährschiffen der Welt.

 

Kiel Ostufer

Das Ende der Förde auf der Westseite ist zugleich auch der Beginn der Kieler Förde auf der Ostseite. Oder umgekehrt, wie man sich auch immer entscheidet. Uns ist es einerlei, hier ist es schön. Hinter dem Bürogebäude verläuft die Gablenzbrücke, eine moderne Stahlbogen-Brücke mit ihren Zubringern, unter denen sich gebührenpflichtige Parkplätze befinden.

Kieler Hörn | © weites.land

Halle 400 Kieler Hörn | © weites.land

Breite, schön angelegte Wege entlang der Förde machen auch die Ostseite zur angesagten Flaniermeile. Vor wenig mehr als 20 Jahren lagen hier noch die Reste der Kieler Werften und eines Schrotthandels mit Schiffsverladung. Heute erinnert nur noch die Halle 400 als ehemaliges Werftgebäude und heute angesagtes Veranstaltungszentrum mit kleinem Biergarten an die junge Vergangenheit. Moderne, in Anlehnung an die Hafenarchitektur entstandene Bürogebäude säumen das Umfeld, hier sollen in naher Zukunft Wohungen und weitere Büros entstehen.

Alte Dampfer liegen neben traditionellen Seglern und Ewern, schon bald kommt der kleine Hafen für Traditionsschiffe im Schatten des Schmitt-Baus. Der Gründer von Mobilcom hat in das riesige Gebäude investiert, die Vorzeigefirma geriet jedoch in Schieflage und musste das Gebäude halb fertig gestellt veräußern. Heute gibt es hier in kleine Läden, Büros und zentrumsnahe Wohnungen. Ein atmenberaubender Blick ist garantiert, allerdings auch der Trubel eines lebendigen Hafens.

Von hier aus lohnt sich unbedingt ein Abstecher ins Terminal der Oslo-Fähre, Color Line, sie kommt jeden Morgen und legt gegen 14.00 Uhr wieder ab zu ihrer 19-stündigen Überfahrt nach Oslo. Es ist nicht die günstigste Überfahrt nach Oslo, aber eine der schönsten, denn die Schiffe sind innen wie außen gelungen und vermitteln einen Hauch von echter Kreuzfahrt mit allen Annehmlichkeiten, die ein solches Schiff bieten kann. Das Terminal selbst ist ein modernes Glasgebäude mit einer starken Architektur, lichtdurchflutetem Inneren und einer Anlehnung des Interieurs an das Schiffsdesign. Von hier kann man die Ankunft und die Abfahrt der Color Magic und Fantasie genießen und in kleinen Shops stöbern oder sich einen Snack gönnen. Das Terminal wird auch regelmäßig für Veranstaltungen genutzt.

Nun gilt es, das ColorLine-Terminal zu umgehen, ebenfalls die berühmte U-Boot-Werft, auf der aber auch in dieser  Zeit das größte Segelschiff der Welt entstanden ist. Deren U-Boote sind durch ihren leisen Antrieb und die langen Tauchgänge zu Exportschlagern geworden, Krieg ist eben ein riesiges Geschäft, auch in Kiel. Etwa drei Kilometer geht es die Werftstraße in Richtung Kiel-Wellingdorf, die Werftstraße geht später in die Schönberger Straße über. Dieser Bereich ist recht stark befahren, aber man wird in einem guten Einblick auf das Werftgelände belohnt.

In Neumühlen-Dietrichsdorf führt die alte Schwentinebrücke über den beliebten Fluss, hier werden auch Kanutouren oder Ausflüge mit dem Boot auf die Schwentine angeboten. Auf der Südseite der Schwentine hat das bekannte Forschungsinstitut GEOMAR seinen Sitz, es betreibt die Forschungsschiffe, die man in Kiel entdeckt, sofern sie nicht gerade auf Reisen sind.

Hinter der Schwentinebrücke lohnt sich ein kleiner Abstecher zum Ostuferhafen. Ein romantischer Weg führt direkt entlang der Schwentine wieder bis zur Kieler Förde. Sitzbänke laden zum Verweilen ein, gleich an der Schwentinebrücke befindet sich ein kleines Restaurant in einem ehemaligen Industriegebäude der hiesigen Mühlenanlagen. Fragmente erinnern an die Gebäude, die hier bis vor wenigen Jahren standen, interessante Hinweistafeln geben Einblick in die Historie.

Auf dem Weg zum Ostuferhafen wartet die alte Gießerei, heute ein historisches Gebäude. Hier entstanden maritime Artikel wie Hebel, Armaturen, Bullaugen – eben so alles, was man für den Yacht- und Schiffsbau benötigte. Es ist neben der Halle 400 das einzige und letzte erhaltene historische Gebäude der Kieler Werftanlagen. Heute fungiert die Alte Gießerei Kiel als kleines Museum und Veranstaltungsort.

Wenn wir schon hier sind, dann besuchen wir auch einmal das neue Terminal der DFDS Seaways am Ostuferhafen. Hier legen die Fähren ins Baltikum ab.

Mönkeberg

Nun geht es wieder zurück an den Fördewanderweg in Richtung Mönkeberg und eine kleine Steigung liegt vor uns. Wir gehen bis zur alten Gießerei zurück, nehmen den Eichenbergkamp und biegen am Ende links auf den Heikendorfer Weg. Es ist nur noch ein überschaubares Stück, bis wir an der Förde ankommen. Denn irgendwann kommt auf der linken Seite der Elbenkamp, den wir abbiegen. An dessen Ende geht es auf einen kleinen Schotterweg, über die Bahnschienen, eine kleine Treppe hinunter, bis zur Straße Kesselort. Gerade aus geht es durch den kleinen Wald direkt ans Wasser, rechts nach Mönkeberg. Versteckt im Wald findet man mit etwas Glück die kleine Aussichtsplattform auf dem Ölberg. Auch von der Germaniawiese hat man einen tollen Blick über die Förde. 

Mönkeberg am Fördewanderweg | © weites.land

Mönkeberg am Fördewanderweg | © weites.land

Nun geht es eigentlich immer am Wasser entlang, vorbei am kleinen Sportboothafen und dem Juliusturm. Es kommt nicht von ungefähr, dass dieser an ein Leuchtfeuer erinnert. Denn der mehr als 85 Jahre alte Turm diente ursprünglich als 14 Meter hohes Quermarken- und Richtfeuer in der Flensburger Förde. Im Jahr 1972 hat er ausgedient und wurde durch schwimmende Seezeichen ersetzt. Zur Verschrottung kam er dann zum Wasserschifffahrtsamt nach Kiel Holtenau. Dort entdeckten die Skipper Jens Hübner und Klaus Storjohann die Turmspitze und hatten eine gloreiche Idee. Könnte man dem Hafenmeister ihres Sportboothafens diese Turmspitze nicht als Büro hinstellen? Gesagt, getan, das WSA brachte die Turmspitze nach Mönkenerg. So kam der Hafenmeister Julius Kurth zu seinem Turm und der Turm zu seinem Namen „Juliusturm“.  Damit war es aber nicht vorbei, denn der neue Hafenmeister entdeckte Zeichnungen des einstigen Leuchtfeuers „Neukirchen“ und regte erfolgreich eine Rekonstruktion an. So wuchs der Turm um zwei Meter und bietet dem Hafenmeister einen traumhafte Übersicht über seinen kleinen Hafen.

In Mönkeberg wartet der Schiffsanleger der Fördedampfer auf ankommende Gäste, genauso können wir nach Kiel oder Laboe ablegen, zumindest während der Saison zwischen März und Oktober. Aber wir genießen nun erst einmal den kleinen Strand. Fischbrötchen sind eine willkommene Stärkung. Im Ort selbst gibt es alles, was man so zum Überleben braucht. Übrigens, Feuerwerke in Kiel sind ganz ohne Gedränge von hier aus wunderbar zu genießen. Weiter geht es ganz ungestört immer am Wasser entlang nach Heikendorf, dort wartet eine kleine Besonderheit…

Heikendorf

Heikendorf hat schon Kleinstadtcharakter und seitdem die Hauptverbindung nach Schönberg nicht mehr durch den Ort geht, hat dieser umso mehr an Charme gewonnen. Aber der schönste Teil Heikendorfs liegt natürlich am Wasser. Und genau da sind wir  unterwegs. Allerdings liegt dort auch das Munitionsdepot der Marine und das kann durchaus mal einen Umweg von etwa fünf bis sechs Kilometer bedeuten, was landschaftlich aber gar nicht schlimm ist. Denn bei Munitionsverladungen wird die Strecke am Wasser gesperrt. Dann landen die Schiffe direkt an und der Vorgang läuft unter allerhöchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Also gar nicht erst auf den Gedanken kommen, die Absperrung zu ignorieren, das wäre lebensmüde. Um sicher zu  gehen, ob der Weg zwischen Mönkeberg und Heikendorf offen ist, hilft ein Anruf bei der Auskunft des Marine Munitionsdepots unter der Nummer  04343 – 494307200. Solche Aktionen finden allerdings eher selten statt.

In Heikendorf am Wasser angekommen, befindet man sich zunächst in einer grandiosen Natur am Ausläufer des Kitzeberges und damit am Rand eines Waldes mit einer Auenähnlichen Landschaft. Im diesem Waldgebiet gibt es verteilt Häuser, ich habe mir einmal eines von innen angeschaut und war etwas entsetzt, wie man zwar teuer aber in ewigem Schatten wohnen kann. So gerne ich mich in Wäldern aufhalte, so gerne habe ich Sonnenstrahlen in unserer Wohnung. Schmale Wege führen auch abseits des Fördeufers durch die Landschaft, bis wir an den ersten, nicht mehr betriebsfähigen Anleger kommen, Er ist nicht mehr zugänglich und inspiriert mich immer wieder, um zu fühlen, wie schön vergängliches sein kann. Das Holz des Steges modert vor sich hin, übersäät mit Möwenschit. Ein weiter Blick in Richtung Nord-Ostsee-Kanal, den dahin einlaufenden Schiffen, der Werft in Friedrichsort und der Einfahrt nach Kiel zieht uns auf die Steine, um hier die Sonne zu tanken und den Ort zu genießen.

Heikendorf | © weites.land

Heikendorf Fördewanderweg | © weites.land

Auf der einen Seite Häuser in traumhafter Lage, dazwischen unser schöner Fördewanderweg umgeben von Grün und eben der Förde mit ihren sandigen und strandigen Ufern, Urlaubsgefühl das ganze Jahr über und die langsame Annäherung an den Hafen Heikendorfs mit seinem Fischbrötchen, dem Klimpern der Segel, dem historischen dänischen Feuerschiff und seinen modernen Stegen, das ist einfach unbeschreiblich, diese Momente zu genießen.

Parkähnlich angelegt ist an dieser Stelle der Fördewanderweg, immer wieder kleine Buchten mit Sitzbänken, kleinen Allen, die bei Wind und Wetter Spaziergänger hier her locken, um die gute Seeluft und das einmalige Flair mit Heikendorf zu verbinden. Wenn ich etwas mit Heikendorf verbinde, dann ist es genau dieser Teil des

Heikendorf | © weites.land

Heikendorf | © weites.land

Fördewanderweges. Die Fischer, die ihren Fang vermarkten, sie sind so rauh und urtypisch für Heikendorf, dass man die Seele des Ortes genau hier kennen lernt. Reiche Fischer wird man kaum finden, aber Menschen, die täglich raus fahren und sich kein härteres, aber auch kein glücklicheres Leben vorstellen können. Der Satz „ein Moin sagt mehr als tausend Worte“ kann die Art der Fischer kaum besser beschreiben. Süddeutsche werden sie vielleicht als unfreundlich empfinden, wenn sie eine Fischfrikadelle bestellen, weil es außerhalb der Saison nicht mehr das gibt, was auf der Karte steht. Dann gibt es auch keine Diskussion, entweder will man oder eben auch nicht. Für mich gibt es jedenfalls kein schöneres, ehrlicheres Restaurant und keinen besseren Imbiss als so einen ollen Fischkutter.

Aber auch ein kleine Galerie-Café oder Restaurant entlang des Weges ist ein Genuß in dieser Umgebung. Nach solch einer Pause geht es weiter, die offene Ostsee ist gut zu sehen und auch der geschwungene Verlauf der Küstenlinie, der zugleich den Verlauf des Fördewanderweges erahnen lässt. An der Möltenorter Schanze in Heikendorf liegt das U-Boot Ehrenmal mit Blick auf die schmalsten Stelle der Förde, etwas unterhalb des Leuchtfeuers von Friedrichsort. Hier kann man den gefallenen U-Boot-Soldaten der Kriege gedenken und zugleich den großen Schiffen beim Ein- und Auslaufen von oder in die Ostsee so nah sein wie sonst nur im Hafen. Gegen 15.00 Uhr kreuzt hier täglich die Fähre nach Oslo den Weg und versetzt uns immer wieder in Bewunderung.

Das Ehrenmal selbst wird unterhalten von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge und erinnert an eben alle gestorbenden deutschen U-Bootfahrer, zugleich soll es Mahnung sein und erinnern, wie unromantisch, sondern brutal und verachtend Krieg ist, egal wo auf der Welt. Es darf durchaus traurig stimmen, dass es solcher Mahnmale bedarf. So wird es hoffentlich eher traurig als schön empfunden, wichtig aber ist, dass es an genau solch prominenten Platz einen Raum bietet, inne zu halten und nachzudenken oder auch für unbekannte Menschen in Leid und Krieg zu erinnern.

Weiter geht es an der Förde entlang, immer das Wasser im Blick und auf der anderen Seite von fast durchgehendem Wald begleitet, vorbei am Campingplatz Möltenort, bis wir Laboe erreichen.

Laboe

Laboe

Laboe | © weites.land

Es ist, als wenn sich ein Tor öffnet. So empfinden wir, wenn wir auf dem Fördewanderweg Laboe erreichen. Wir sind oft in Laboe, und doch ist es immer wieder neu, nie gewöhnlich, immer irgendwie besonders. Nun gut, das gleiche kann ich auch von den anderen beschriebenen Orten sagen und schreiben, aber in Laboe trifft man sich. Ja, genau, das beschreibt es glaube ich ganz gut: Hier trifft man sich. Laboe hat alles, was ein Strandbad zu einem Strandbad macht und ich muss mir Mühe geben, mich mit der Beschreibung des Ortes kurz zu fassen. Wir haben aber Laboe wie all die anderen Orte auch gesondert beschrieben.

Haben wir Laboe erreicht, sind wir auch schnell beim Hafen. Zunächst wartet eine große moderne Yachthalle auf uns, dessen Eigentümer das Grundstück vom Land zu seltsam niedrigsten Preisen bekommen hat und man sich nach dem Warum fragt. Denn in solcher Lage hätten wir für ein Baugrundstück das 10-fache bezahlt. Bleibt zu hoffen, dass diese Luxushalle wenigstens einen Haufen Steuern nach Laboe bringt und so wieder der Gemeinschaft zugute kommt. Eine Lagerhalle mit einem traumhaften Blick auf die Förde – mein Herz blutet. Aber wir nutzen immer wieder den weiteren Fördewanderweg für ewig neue Impressionen.

Prägend für Laboe ist sicherlich die DGZRS, die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Man findet gleich drei Rettungsschuppen dieser Gesellschaft in Laboe, zwei davon stehen unter Denkmalschutz. Doch nur eine ist noch in Vereinsbesitz und wird aktiv betrieben. In Laboe ist nämlich eine der ältesten Seenotrettungsstationen Deutschlands, die DGZRS wurde in Kiel gegründet und startete vor etwas mehr als 120 Jahren an diesem Hafen. Ein neuer Rettungskreuzer wird bald auf Station sein und damit zu den modernsten Seenotrettungsschiffen der Welt gehören.

Übrigens stellen wir alle Werbeanzeigen dieser Gesellschaft bei WEITES.LAND kostenfrei zur Verfügung, genauso kostenfrei und ehrenamtlich die meisten Seenotretter bei allen Wettern draußen auf See im Einsatz sind. Dafür haben sie unseren großen Respekt und Dank und ja, wir sind schon ein wenig stolz auf diese Menschen, unsere bescheidenen Helden. Einblick in ihre Einsätze und die spannende Technik bietet die neue Rettungsstation mit ihrem neuen Informationszentrum. Ganz nah bringt der Fahrsimulator die Einsatzsituationen, denen sich die über 30 meist ehrenamtlichen Helfer bei Bedarf aussetzen.

In Laboe liegt der nördlichste Anleger der Förderdampfer. Regelmäßig unternehmen wir die Linientour zwischen Kiel und Laboe. Und sebstverständlich wartet am Anleger ein kleiner Imbiss mit Fischbrötchen. Die wird man in Laboe des öfteren finden, denn hier im Hafen liegen sie, die Kutter, deren Fang das Urlaubsgefühl ein wenig vollkommener macht. Gleich nebenan warten die schönen Traditionsschiffe, auf einem diese Boote kann man sogar ganz offiziell heiraten. Infos gibts dazu beim Standesamt.

Nun beginnt die Flaniermeile von Laboe, mit allem, was das Touristenherz begehrt. Und die Meile ist gut besucht, zu jeder Jahreszeit. Es kann heiß und es kann kalt sein, in Strömen gießen oder schneien, flauten oder stürmen, die Menschen kommen nach Laboe. Es ist faszinierend, welche Strahlkraft diese Gemeinde hat. Entsprechend reiht sich hier eine Übernachtungsmöglichkeit an die andere an.

Gleich zu Anfang wartet auf der Strandseite das Ocean Eleven. In diesem Lokal haben wir schon die ein oder andere Familienfeier ausgerichtet und begeisterte Fans bis nach Australien gewonnen. Wer immer von außerhalb zu Besuch kommt, möchte mit uns ins Ocean Eleven. Sei es für einen Coctail am Strand, Kaffee und Kuchen oder ein gut bürgerliches Fischgericht, vor der Kulisse der Ostsee mit den einkommenden und abfahrenden Schiffen, dem Möwengeschrei und der märchenhaften Toilette, auf die ich jeden unserer Gäste schicke, dieses Lokal hat Spuren hinterlassen und wir vermissen es, wenn wir länger nicht dort sind. Der Hund darf jedes Mal mit hinein und jedes Mal bekommt er auch seinen eigenen kleinen Snack.

Laboe

Laboe | © weites.land

Heute, auf unserer Wanderung belassen wir es aber bei einer heißen Schokolade, denn weiter geht es am Meeresschwimmbad vorbei und dann am Strand entlang mit seinen Strandkörben, die sich aufreihen bis zum berühmten U-Boot. Wer einmal die Verhältnisse in einem U-Boot der 1940er Jahre erleben möchte, kommt an einer Besichtigung nicht vorbei. Unübersehbar liegt es gegenüber des Marine-Ehrenmals und ist fast ein Muss für Laboe-Besucher. Auch das gegenüberliegende Ehrenmal sollte man besichtigen. Zum einen wird allen Toten Soldaten gleich welcher Nation auf See gedach, zum anderen bietet der Turm eine unvergleichliche Aussicht auf die Kieler Förde und das Umland bis tief in die Probstei.

Den Ort haben wir nun hinter uns gelassen, vor uns liegt die Sand- und Dünenlandschaft, bevorzugtes Revier für Hunde auf dem Weg zu ihrem Strand. bei Niedrigwasser wundern wir uns immer wieder, wie weit es in die Förde hinaus gehen kann. Im Winter formt der Frost an dieser Stelle bizarre Landschaften und man muss dann aufpassen, nicht auf einer großen Eisscholle abzudriften. Aber heute genießen wir das tolle Licht und die milde Luft, lassen den Hund im Wasser toben, eh es uns anliegende Meeresbiologische Station im Naturerlebnisraum verschlägt. Das ist nämlich ein ganz spannendes Informationsprojekt auf dem Gelände des ehemaligen Campingplatzes.

Wir erfahren , ob Muscheln schwimmen können oder wie der Speiseplan eines Seesterns aussieht. Auch wollte ich immer mal wissen, warum eine Scholle nur auf einer ihrer Körperhälften die beiden Augen hat. Hier finde ich die Antworten. Und mit mir Kinder mit ihren Eltern, von denen allesamt begeistert auf Entdeckertour gehen. Zudem unterhalten die Meeresbiologen im Hafen eine kleine Barkasse, mit der es auf Tour gehen kann.

Stein

Im weiteren Verlauf geht es hoch auf die Steilküste. Mit dem Fahrrad fehlt mir der Mut, so dicht am Abbruch auf dem schmalen Weg zu fahren. Vor kurzem traf ich zwei Frauen, die sich auf die Kante setzten und den schönen Ausblick genossen. Ich warnte sie vor der Gefahr des Abbruches, denn unter ihnen war nichts mehr, lediglich ihre Sitzfläche stand noch über. Die Steilküste ist richtig schön, aber sie fordert auch ihren Respekt. Unterhalb der Steilküste ist ein schmaler, mit groben Steinen belegter Hundestrand. Auf der anderen Seite des Weges wechseln sich Felder mit Knicks und Buschwerk ab. Von hier aus kann man übrigens dem Kieler Leuchtturm sehen, der mitten in die Förde gebaut ist. Von Laboe aus werden regelmäßig in den Sommermonaten Ausflugsfahrten angeboten.

Ziemlich schnell sind wir dann direkt in Stein, der weitläufige Deich, das Dünengras und die schmalen Pfade zeigen eine einzigartige Landschaft. Eine kleine Bar ist mit einer Terrasse gleich in die Dünen gebaut, alle dort sitzenden schauen aufs Meer.  Stein scheint aus dieser Perspektive nur von diesem Stück breiten sandigen Strand zu bestehen. An der kleinen Mole führt eine kleine Steinbrücke über einen Pril, der aber schon lange versandet ist. So bietet sie sich heute als sonnige Sitzgelegenheit und Fotomotiv an.

In der Ferne erblicken wir die Marina von Wentorf, beim Blick über den Deich werden wir ein wenig neidisch auf die Menschen, die hier wohnen. Schön ist es hier, touristisch alles andere als überlaufen, alles ist noch familiär. Noch. Investoren nehmen, was sie kriegen können. Noch waren sie nicht hier. Und hoffentlich bleiben sie auch fern von hier. Stein, das ist ein kleines Dorf am Meer. Und so darf es gerne bleiben.

Wendtorf

Immer an der Ostsee entlang und vor uns liegt Wendtorf. Unübersehbar. Große, weiße Gebäude im Stil der 70er kündigen sie an, die Marina von Wendtorf.  Lange am Horizont wahrgenommen, taucht sie doch auf wie aus dem Nichts und war die Umgebung bisher dörflich und grün, wandeln wir nun im Schatten der Hochhausfassaden. Davor liegt der Hafen. Die Marina Wendtorf gehört zu den Größten in Schleswig-Holstein. Wir lauschen zum einen dem Klimpern der Segelmasten der Yachten, zum anderen wissen wir um ein echtes Kleinod, was hier im Hafen liegen soll: Dabei handelt es sich um echte Schätze, klassische Segelboote aus Holz, mit viel Liebe und Aufwand restauriert und gepflegt.

Am Ende des Hafens entdecken wir den Deich, laufen über dessen Krone, staunen, wie sich die Schafe einander immer dsa gleiche Kommando geben und es auch ohne Widerspruch dann ausführen. Sagt der eine „Mäh..“, macht es der andere auch gleich. Den ganzen Tag lang. Außer beim Schitern und Schlafen, aber sonst mähen sie immer – das Gras auf dem Deich. Und düngen es auch gleich wieder. Uns störts nicht und auch nicht unseren Hund, der doch eine gewisse Ähnlichkeit mit diesen wollenen Deichmähern aufweist. Er ignoriert allerdings die Befehle, wenn er auf uns schon nicht hört, warum dann auf diese Deichblöker?

Ja, es geht so schnell, vorhin waren wir mitten im Hafentrubel, jetzt weht uns der Duft der Natur um die Nase und alles ist im grünen Bereich. Bald sind wir oberhalb des Strandes, auf der inlandigen Deichseite wartet ein Campingplatz auf seine vielen Gäste. Auf der Wasserseite lockt der feinsandige Strand, ein Blick zurück zeigt uns das Naturschutzgebiet Bottsand – ein Strandabschnitt, den wir aber nicht betreten sollten. Die Tiere dürfen dort ihren ungestörten Raum haben.

Heidkate

So geht es von un an entlang zwischen Dünengras und Strand auf der einen und dem in leichet Schräge verlaufenden Deich mit seinem breiten asphaltierten Weg auf der anderen Seite. Fahrradfahrer lieben diese Strecke, wenn wenig Betrieb ist, denn hier kann man sich richtig treiben lassen. Immer wieder werden die Buhnen unterbrochen und geben einen Blick auf das Wasser frei, so verlockt es auch, einige Abschnitte den Strand entlang zu laufen.

Immer wieder bieten Sitzbänke Rastmöglichkeiten, hin und wieder wird ein eingezäuntes Feld von Schafen beweidet, irgendwann taucht der Leuchtturm Heidkate auf. Das ist eine ziemlich moderne Laterne am inlandigen Fuße des Deiches, die die Schifffahrt vor Schießübungen der Marine warnt, die aber noch etliche Kilometer weiter zwischen Todendorf und Behrensdorf statt finden.

In Heidkate gibt es auch einen riesigen Parkplatz, der von Surfmobilen und Bullis bevorzugt belagert wird. Je stärker der Wind und ungestümer das Wetter, um so mehr Surfer gehen aufs Wasser und ziehen waghalsig und gekonnt ihre Runden. Ein paar hundert Meter weiter kommt der kleine Ort Heidkate, viele Häuser können hier nicht entstehen, denn es handelt sich um ein großes Feuchtgebiet. Selbst Wege dadurch zu führen, wäre so, als baute man einen Steg im Moor. Bald kommt Heidkoppel mit seinem Campingplatz gleich hinter dem Deich, direkt angrenzend an das große Waldgebiet. Schönberger Strand ist nun in Sicht, und doch ist nichts, was uns treibt. In der Ferne ziehen die Schiffe gen Norden , die Wellen brechen an den aufgeschütteten Steinen und die Möwen ziehen ihre Runden.

Schönberger Strand

Schönberg ist sicherlich der bekannteste und beliebteste Ort der Probstei. Vor allem, wenn die Strandabschnitte dann noch Kalifornien und Brasilien heißen. Und die liegen sogar nur fünf Minuten voneinander entfernt. Was also hindert, im schönsten Kalifornien die Sonne anzubeten oder im heißen Brasilien auf dem Deich zu tanzen?

Denn kaum haben wir Heidkate verlassen, sind wir schon in Kalifornien. Ein Camping-Ferienpark liegt auch hier gleich hinter dem Deich, ansonsten geht es weiter vorbei an den feinsandigen Stränden, die an Schönheit innerhalb der Ostseeküste ihresgleichen suchen. Kalifornien hat etwa 425 Einwohner, das benachbarte Brasilien noch nicht einmal 20. Dabei sind die beiden auf gleicher Höhe in ihrer Attraktivität. Doch wie kam es zu den außergewöhnlichen Namen? Da gibt es eine Erzählung, die besagt, dass ein Fischer eine treibende Holzplanke im Meer fand mit der Aufschrift „California“. Er nahm sie mit und nagelte sie zuhause an seiner Fischerhütte an die Eingangstür. Kurze Zeit später neidete ein anderer Fischer diesen Einfall, nahm ein Stück Treibholz und malte darauf „Brasilien“…

Ein paar hundert Meter landeinwärts wartet das 70er Jahre Ensamble Holm mit seinem weit sichtbaren Hochhaus, dass einmal als Hotel gedacht war und seitdem eine wechselvolle Geschichte durchlebte. So richtig weiß man wohl noch nicht, ein Konzept für Holm zu finden, es wirkt ein wenig ideenlos. Dabei kann die Lage kaum besser sein. Aber so weit brauchen wir uns vom Fördewanderweg nicht zu entfernen, denn im nächsten Strandabschnitt Schönberger Strand gibt es alles, was ein Ausflugsherz so begehrt. Kleine Cafés, Eisdielen, Fischbuden und nette Lokale, kleine Souveniershops, das lles aber unaufdringlich und familiär.

Wir entscheiden uns ganz klassisch für das Fischbrötchen und nehmen es mit, auf die 250 Meter ins Wasser ragende Seebrücke, die gerne für Events und Veranstaltungen, mitunter auch als Schiffsanleger genutzt wird. Hier endet unser Fördewanderweg, etwa 30 Kilometer von der Hörnbrücke in Kiel entfernt. Vielleicht fährt ja einer der Museumszüge der Schönberger Museumsbahn zurück nach Kiel, ansonsten nehmen wir den nächsten Bus bis Laboe und steigen dann auf den Fördedampfer nach Kiel.

Aber schön ist das hier und wir kommen wieder, vielleicht sogar im stürmischen und kalten Winter.

 

Kommentar

  • schöner Artikel, danke!
    Kleine Korrektur: Das Munitionsdepot liegt nicht zwischen Mönkeberg und Heikendorf sondern zwischen Heikendorf und Laboe.

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