Das Holstentor ist uns meist näher als uns bewusst ist. Auf der Rückseite einer Zwei-Euro-Münze zeigt es sich in der deutschen Version von 2006. Verständlich, denn dieses weltweit bekannte Wahrzeichen ist neben dem Brandenburger Tor das berühmteste Stadttor in Deutschland.

Die aufstrebende Hansestadt wollte ein Zeichen setzen für ihre Wehrfähigkeit und ihre Macht. Ein Monument wie das Holstentor wäre da genau richtig. Tatsächlich gab es im Mittelalter oft Übergriffe, Piraterie und Raub. So brauchten die Menschen einen Raum, in dem sie geschützt waren und sich zugleich verteidigen konnten. Den Gegnern sollte alleine schon das Gebäudeensemble Respekt einflößen.

Der damalige Stadtbaumeister Hinrich Helmstede war verantwortlich für die Errichtung des Holstentores. So entstand das Stadttor zusammen mit zwei parallel befindlichen äußeren und einem weiteren inneren Gebäude in den Jahren 1464 – 1478. In dem heutigen Durchgang zwischen den beiden beeindruckenden Türmen befand sich ein massives Tor. Die zur Stadt zeigende Seite ist sehr aufwendig gestaltet und verfügt über zahlreiche Fenster. Die stadtauswärts liegende Seite ist dafür besetzt mit einer Vielzahl von Schießscharten. Im Fall eines Angriffes hätte man aus 30 Kanonen gleichzeitig feuern können.

Als Lübeck um 1850 den Anschluss an die Moderne suchte und einen Platz für den Bahnhof suchte, beschloss man, das Holstentor mit seinen davor und dahinter befindlichen Gebäuden abzureißen. Viel Engagement verhinderte den totalen Abriss im letzten Moment mit nur einer Stimme Mehrheit.

Nach der folgenden Sanierung setzte man oberhalb des Durchgangs auf der Stadt abgewandten Seite den Schriftzug „Concordia domis foris pax“ein, der übersetzt lautet: Eintracht im Inneren, Friede nach Außen. Auf der Stadt zugewandten Seite findet sich die Abkürzung für S.P.Q.L., was im lateinischen fürc“Senatus populusque Lubecensis“ steht und übersetzt bedeutet: Senat und Volk Lübecks.

Heute wirkt das Holstentor, als spiele es eine wichtige Rolle in einem Märchen oder bei den Schlümpfen. Vielleicht liegt es an der windschiefen Fassade. In der Tat steht das Gebäude alles andere als gerade. Denn: der Boden in direkter Nähe der Trave ist sehr weich und nachgiebig. Noch heute müssen bei einem Neubau aufwendig Pfähle tief in den Boden gerammt werden, eh man überhaupt beginnen kann zu bauen. Heute stehen moderne und starke Maschinen dafür zur Verfügung. Im Gegensatz zum Mittelalter.

Dort war Handarbeit angesagt und trotzdem wurden dicke Pfähle in den Grund getrieben.  Nur im mittleren Teil hat man dies unterlassen. So sackte eben dieser Gebäudeteil mit dem Tor immer weiter ab und die beiden äußeren Türme neigten sich aufeinander zu. Als man zu Beginn der 1930er Jahre die drohende Gefahr eines Einsturzes erkannte und es neue technische Möglichkeiten gab, konnte ein weiteres Absacken verhindert werden.

Heute kann man das Holstentor auch von innen besichtigen, im Inneren erzählt eine spannende Ausstellung unter dem Thema „Die Macht des Handels“ die Geschichte Lübecks in ihrer Hansezeit im Mittelalter. Auch die Historie des Holstentores ist eindrucksvoll gezeigt. Wer sich noch an den 50 DM-Schein erinnert, wird auch an das Holstentor auf diesem Schein denken, auf der deutschen Zwei-Euro-Münze von 2006 zierte es die Rückseite. Auch ein Lübecker Marzipanhersteller nutzt es gerne als Logo.

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